September 2005 und Februar 2006
Bosnien-Herzegowina, das ist ein unbeschreiblich schönes und wildes Land: Riesige Wälder, schroffe Gebirgsformationen, reißende Flüsse, ergreifend beeindruckende Karst-Panoramen – ursprüngliche Natur, wohin man blickt. Inmitten dieser Landschaften liegen Städte wie Mostar, Tuzla, Banja Luka oder Sarajevo mit einer viele tausend Jahre alten Geschichte. Einer Geschichte, die geprägt ist vom ständigen Ringen zwischen dem Morgen- und dem Abendland um die Herrschaft auf dem Balkan. Serben, Osmanen, Kroaten, Bosniaken – sie alle haben sich in den vergangenen Jahrhunderten bis aufs Blut bekriegt und dies ist leider die Schattenseite dieses herrlichen Landes. Mehr erfahren
Als ich im September 2005 erstmals nach Bosnien-Herzegowina kam, waren die Wunden des letzten Krieges, der dort bis 1995 andauerte, noch allerorten zu sehen und zu spüren. Große Teile der Natur sind aktuell nur unter Lebensge-fahr zu betreten, denn in Bosnien-Herzegowina wurden viele Millionen Minen verlegt. Die Räumung soll noch Jahrzehnte andauern. Unvergesslich aber bleibt mir die Gastfreundschaft der bosnisch-muslimischen Menschen: Selbst diejenigen, die im Krieg so gut wie alles verloren hatten und in notdürftig reparierten Häuserruinen lebten, baten mich herein und servierten mir einen bosnischen Kaffee. Viele der Menschen, die ich in und um Sarajevo kennenlernte, waren zum Teil schwer traumatisiert von ihren Erlebnissen während des Krieges in Bosnien-Herzegowina. Ähnlich wie im benachbarten Kosovo, wo bis Ende 1999 gekämpft wurde, hatten es die Kriegsparteien gezielt auf Zivilisten abgesehen: Männer wurden zumeist aus ihren Dörfern weggeführt, erschossen und irgendwo verscharrt; Frauen und Kinder kamen in Sammel-lager, beispielsweise Hotels oder Sport-hallen, wo sie systematisch vergewaltigt wurden. Während meines ersten Aufenthalts in Bosnien-Herzegowina lernte ich die damals 21-jährige Aldina kennen, die dieses Schicksal erleiden musste. Aldina lebt seither bei ihrer Tante etwa zehn Kilometer außerhalb von Sarajevo in der Nähe von Rejlovac.